Aktuelles | 11. Oktober 2023

Vorläufige Gasnetzentgelte deuten sinkende Tendenz an

Nach den gravierenden Kostensteigerungen 2023 gegenüber 2022 von im Schnitt über 20 Prozent (vgl. Newsletter NNG Nr. 73) zeichnet sich in den bislang veröffentlichten Gasnetzentgelten für das Jahr 2024 nun eine leichte Entspannung ab. Diese sind noch als „vorläufig“ gekennzeichnet und könnten sich zum Jahreswechsel noch einmal ändern.

Nach Bekannt­ga­be der Preis­stel­lun­gen von 100 Ver­teil­netz­be­trei­bern, die jedoch bereits eine Gebiets­ab­de­ckung der gas­ver­sorg­ten Flä­che von 49,2 Pro­zent errei­chen, sin­ken die jähr­li­chen Kos­ten dort für einen Sin­gle-Haus­halt mit 7.000 kWh Ver­brauch um rund ‑2 Pro­zent auf 187,28 Euro. Ein SLP-Gewer­be­kun­de in der Nie­der­druck­stu­fe (200.000 kWh/​a, 125 kW) muss mit durch­schnitt­lich 3.407,58 Euro ‑3,0 Pro­zent weni­ger Gebüh­ren ent­rich­ten als im lau­fen­den Jahr. Noch etwas deut­li­cher wer­den leis­tungs­ge­mes­se­ne Gewer­be­kun­den in der Mit­tel­druck­stu­fe (5.000.000 kWh/​a, 1.450 kW) ent­las­tet. Ihre Ent­gel­te redu­zie­ren sich im Schnitt um ‑3,2 Pro­zent auf 50.618,69 Euro.

Ein Grund für die Preis­sen­kun­gen sind die inzwi­schen har­mo­ni­sier­ten Basis­ent­gel­te der vor­ge­la­ger­ten Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber. Die Ent­gel­te für fes­te frei zuor­den­ba­re Kapa­zi­tä­ten (FZK) an allen phy­si­schen und vir­tu­el­len Ein- und Aus­spei­se­punk­ten am Grenz­über­gang (GÜP) sin­ken von 6,03 auf 5,10 EUR/(kWh/h)/a. Zudem sinkt die Markt­raum­um­stel­lungs­um­la­ge von 0,7547 auf 0,6711 EUR/(kWh/h)/a, wenn auch gleich­zei­tig die Bio­ga­s­um­la­ge von 0,6983 auf 0,8381 EUR/(kWh/h)/a steigt. Bei­de Umla­gen wer­den über die Netz­ent­gel­te gewälzt. In Sum­me müs­sen die Ver­teil­netz­be­trei­ber somit nur noch 6,6092 statt bis­her 7,483 EUR/(kWh/h)/a einpreisen.

Davon pro­fi­tiert nach aktu­el­lem Stand der vor­läu­fi­gen Ver­teil­netz­ent­gel­te auch ein Mus­ter­haus­halt mit einem Jah­res­ver­brauch von 18.000 kWh bei 11 kW Anschluss­leis­tung. Nach Aus­wer­tung der Kos­ten­stel­lun­gen für 5.329 von 10.825 gas­ver­sorg­ten Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen sinkt der durch­schnitt­li­che Kilo­watt­stun­den­preis um ‑2,5 Pro­zent auf 2,13 Cent. Die Jah­res­kos­ten sin­ken in die­sen Postor­ten damit durch­schnitt­lich von 393 auf 383,29 Euro. Dabei las­sen sich in 2.916 Postor­ten Preis­sen­kun­gen fest­stel­len, dar­un­ter 724 mit einer Redu­zie­rung von mehr als ‑10 Pro­zent. Im Netz­ge­biet der Netz­ge­sell­schaft Wol­mir­stedt fin­det sich aktu­ell die ein­zi­ge PLZ-Ort-Kom­bi­na­ti­on mit unver­än­der­ten Ent­gel­ten für die­sen Abnah­me­fall. In den übri­gen Postor­ten stei­gen die Durch­lei­tungs­ge­büh­ren, in 63 um mehr als 10 Prozent.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te Gas 2024 gegen­über 2023
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 18.000 kWh/​Jahr, 11 kW Leis­tung, SLP, Niederdruck

Die stärks­te Sen­kung der Ent­gel­te lässt sich bei der Gas­ver­sor­gung Eber­mann­stadt in Bay­ern beob­ach­ten. Hier sinkt der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis um ‑14,4 Pro­zent auf ver­gleichs­wei­se güns­ti­ge 1,89 ct/​kWh. Ähn­lich sieht es bei den nie­der­säch­si­schen Stadt­wer­ken Del­men­horst aus, wo die Prei­se um ‑13,8 Pro­zent auf noch deut­lich nied­ri­ge­re 1,36 ct/​kWh fal­len. Auch in Bran­den­burg sinkt der Arbeits­preis im Netz der E.DIS deut­lich um ‑12,9 Pro­zent, aller­dings nur auf 3,37 ct/​kWh, was weit über dem Durch­schnitt der bis­lang ver­öf­fent­lich­ten Preis­stel­lun­gen liegt.

Die deut­lichs­te Preis­stei­ge­rung bis jetzt fin­det sich dage­gen in Nie­der­sach­sen im Netz­ge­biet der Stadt­wer­ke Win­sen (Luhe). Das Ent­gelt ver­teu­ert sich um +20,1 Pro­zent, bleibt aber mit 1,28 ct/​kWh im Ver­gleich sehr nied­rig. Nicht so im Netz der Gemein­de­wer­ke Trap­pen­kamp in Schles­wig-Hol­stein, hier steigt der Arbeits­preis um +14,2 Pro­zent auf 2,63 ct/​kWh. Ähn­li­ches lässt sich in Thü­rin­gen beob­ach­ten, wo die Saal­fel­der Ener­gie­net­ze GmbH um +14,0 Pro­zent auf 2,35 ct/​kWh erhö­hen. Auch in Erlig­heim in Baden-Würt­tem­berg müs­sen Fami­li­en­haus­hal­te sich auf stei­gen­de Kos­ten ein­stel­len. Durch einen Netz­be­trei­ber­wech­sel von den Stadt­wer­ken Bie­tig­heim-Bis­sin­gen zu Net­ze BW wird dort im kom­men­den Jahr mit 2,42 ct/​kWh ein um +42,9 Pro­zent höhe­res Ent­gelt fäl­lig. Für den Mus­ter­haus­halt bedeu­tet dies Mehr­kos­ten von +130,70 Euro pro Jahr.

Preis­ni­veau der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te Gas 2024
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 18.000 kWh/​Jahr, 11 kW Leis­tung, SLP, Niederdruck

Die güns­tigs­ten neu ver­öf­fent­lich­ten Gas­netz­ent­gel­te ste­hen im Preis­blatt der Stadt­wer­ke Neu­en­haus in Nie­der­sach­sen. Trotz einer Anhe­bung um +8,1 Pro­zent liegt der spe­zi­fi­sche Arbeits­preis bei 1,03 ct/​kWh. Auch in Nord­rhein-West­fa­len befin­den sich zwei güns­ti­ge Netz­ge­bie­te. Die Stadt­wer­ke Rees sen­ken ihre Durch­lei­tungs­ge­büh­ren um ‑5,9 Pro­zent auf 1,24 ct/​kWh, wäh­rend der Preis der Stadt­wer­ke Gre­ven um ‑8,5 Pro­zent auf 1,25 ct/​kWh fällt.

Am obe­ren Ende des Preis­ge­fü­ges fin­den sich die bereits erwähn­te E.DIS Netz mit 3,37 ct/​kWh, dies betrifft ins­ge­samt 269 Postor­te. Auch im Netz­ge­biet der säch­si­schen Stadt­wer­ke Weiß­was­ser herrscht mit nahe­zu unver­än­der­ten 3,26 ct/​kWh ein rela­tiv hohes Preis­ni­veau. Glei­ches gilt in 39 Postor­ten in Baden-Würt­tem­berg, die an das Gas­netz der MVV ange­schlos­sen sind (-6,9 % auf 3,08 ct/​kWh) sowie in 54 Postor­ten in Schles­wig-Hol­stein, wo die SWKiel Netz zustän­dig ist (+11,7 % auf 3,02 ct/​kWh). Zwi­schen den güns­tigs­ten und teu­ers­ten Ent­gel­ten 2024 lässt sich somit der­zeit eine Preis­sprei­zung von 227,2 Pro­zent errechnen.

Noch ste­hen neue Preis­stel­lun­gen für etwas mehr als die Hälf­te der gas­ver­sorg­ten Gebie­te aus. Es wird sich noch zei­gen müs­sen, ob die noch nicht ver­öf­fent­lich­ten Preis­blät­ter den bis­he­ri­gen Trend bestä­ti­gen. Soll­ten Ener­gie­ver­trie­be aber im kom­men­den Jahr mit sin­ken­den Ent­gel­ten kal­ku­lie­ren kön­nen, bleibt abzu­war­ten, ob dies ein wenig Ent­las­tung in den ange­spann­ten Gas­markt brin­gen kann.

Metho­dik: Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Der durch­schnitt­li­che spe­zi­fi­sche Arbeits­preis der Netz­ent­gel­te wur­de nach Netz­grö­ße (Anzahl der ange­schlos­se­nen Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen) gewich­tet. In den Berech­nun­gen wur­den nur Netz­be­trei­ber berück­sich­tigt, die bereits ein vor­läu­fi­ges Ent­gelt für 2024 bekannt­ge­ge­ben haben. Der spe­zi­fi­sche Kilo­watt­stun­den­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten (Arbeits­preis + auf die Jah­res­ar­beit umge­leg­ter Grund­preis) und den Kos­ten für das Mess­sys­tem (Stan­dard­mess­kon­fi­gu­ra­ti­on).

Auto­ma­tisch über neue Ent­gel­te infor­miert wer­den mit dem ene't Navigator®

Mit der App Regio­na­le Ver­än­de­rungs­ana­ly­se Netz­nut­zung SLP (Gas) auf dem ene't Navi­ga­tor® kön­nen Sie jeder­zeit kom­for­ta­bel die Ände­run­gen in den vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­ten ermit­teln. Genau­so fin­den Sie zum Jah­res­wech­sel mit weni­gen Klicks die end­gül­ti­gen Preis­stel­lun­gen für das kom­men­de Jahr, oder kön­nen his­to­ri­sche Wer­te ermit­teln und Preis­de­tails ana­ly­sie­ren. Direk­te Ver­glei­che zwi­schen unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten sind damit eben­so in einem Schritt mög­lich wie zwi­schen vor­läu­fi­gen und end­gül­ti­gen Entgelten.

Mit­hil­fe der Benach­rich­ti­gungs­funk­ti­on der Platt­form wer­den Sie auf Wunsch auch pro­ak­tiv dar­über infor­miert, wel­che Ver­teil­netz­be­trei­ber neue Netz­nut­zungs­ent­gel­te ver­öf­fent­licht haben. Dies ist wahl­wei­se direkt im ene't Navi­ga­tor® oder via E‑Mail möglich.

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