Aktuelles | 15. Mai 2025

Bis zu 42 Cent Unterschied an der Ladesäule – ländlicher Raum deutlich benachteiligt

  • Ad-hoc-Laden nicht flächendeckend verfügbar
  • Örtlich gravierende Preisunterschiede möglich
  • Punktuelles Laden teils günstiger als Roaming-Tarife
  • Unversorgte Regionen bieten Vertriebspotenzial
  • Preise im ländlichen Gebiet deutlich höher als im urbanen
  • Markttransparenz muss sich noch verbessern

Wäh­rend schon der Markt für Haus­halts- und Gewer­be­strom für Kun­den unüber­sicht­lich erscheint, ste­hen Fah­rer von E‑Fahrzeugen unter­wegs vor einem kaum durch­schau­ba­ren Sam­mel­su­ri­um von Lade­kar­ten und Apps mit unter­schied­lichs­ten Preis- und Tarif­kon­di­tio­nen. Müs­sen sie dann noch ohne abge­schlos­se­nen, akti­ven Ver­trag spon­tan an einer Lade­säu­le ad hoc“ laden, feh­len häu­fig Preis­in­for­ma­tio­nen oder Ver­gleichs­mög­lich­kei­ten. Selbst Stadt­wer­ke wis­sen oft nicht, zu wel­chen Prei­sen Wett­be­wer­ber das Ad-hoc-Laden in ihrem eige­nen Stamm­ge­biet anbie­ten. So sind bei­spiels­wei­se im Stadt­ge­biet von Kiel neben den ansäs­si­gen Stadt­wer­ken 6 wei­te­re Anbie­ter Preis­füh­rer in ein­zel­nen Post­leit­zah­len bei den Schnellladetarifen.

Ein Blick in die ene't Daten­bank Markt­da­ten Lade­säu­len­ta­ri­fe för­dert dazu unter­schied­li­che Erkennt­nis­se zuta­ge. Eine Aus­wer­tung zu öffent­lich zugäng­li­chen Lade­säu­len mit Mög­lich­kei­ten zur Wech­sel­strom­la­dung (AC, übli­cher­wei­se 11 kW Lade­leis­tung) oder Gleich­strom­la­dung (DC, oft Schnell­la­der mit mehr als 100 kW) zeigt, dass Ad-hoc-Prei­se nicht flä­chen­de­ckend bekannt sind. Nur in 4.390 Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen wur­den ent­spre­chen­de Prei­se für AC-Lade­punk­te ver­öf­fent­licht, das ent­spricht nur rund 31 Pro­zent des Bun­des­ge­biets. Bei DC-Schnell­la­dern fin­den sich sogar nur in 3.010 Postor­ten Daten zu frei zugäng­li­chen Lade­vor­gän­gen (21 %), obwohl Betrei­ber gemäß § 4 Lade­säu­len­ver­ord­nung (LSV) ver­pflich­tet sind, das punk­tu­el­le Auf­la­den“ ohne Ver­trags­bin­dung anzu­bie­ten. In der Pra­xis sind aber nicht in allen Postor­ten öffent­li­che Lade­säu­len ver­füg­bar, bei­spiels­wei­se in dicht bebau­ten Innen­stadt­be­rei­chen oder in dünn besie­del­ten, länd­li­chen Gebie­ten. Nur in knapp 7.000 PLZ-Ort-Kom­bi­na­tio­nen sind öffent­li­che Lade­säu­len vor­han­den, das ent­spricht nicht ein­mal der Hälf­te Deutsch­lands. Zum ande­ren sind Lade­punk­te, die vor bestimm­ten in der Ver­ord­nung fest­ge­leg­ten Stich­ta­gen in Betrieb genom­men wur­den, von der Pflicht aus­ge­nom­men, für wei­te­re gel­ten noch Über­gangs­fris­ten bis zum 1. Janu­ar 2027.

Es sind also noch eini­ge Anstren­gun­gen nötig, um die buch­stäb­li­chen wei­ßen Fle­cken auf der Kar­te zu fül­len. Doch dar­in liegt gleich­zei­tig ein gro­ßes Poten­zi­al für Lade­säu­len­be­trei­ber, sich neue regio­na­le Märk­te zu erschlie­ßen. Grund­vor­aus­set­zung ist dabei die genaue Kennt­nis der Wett­be­werbs­si­tua­ti­on vor Ort. Denn auch in bereits ver­sorg­ten Gebie­ten kön­nen die Ad-hoc-Lade­prei­se eta­blier­ter Anbie­ter unter­bo­ten wer­den, um poten­zi­el­le Kun­den anzu­spre­chen. Die erfor­der­li­che Preis­trans­pa­renz schaf­fen hier die Markt­da­ten Lade­säu­len­ta­ri­fe.

Eine Aus­wer­tung zeigt dabei eine ver­gleichs­wei­se gute Abde­ckung mit Ad-Hoc-Lade­mög­lich­kei­ten in Nie­der­sach­sen, Nord­rhein-West­fa­len, Hes­sen, Baden-Würt­tem­berg und Tei­len Bay­erns. Im Wech­sel­strom­be­reich ist dabei eine Preis­füh­rer­schaft von Lebens­mit­tel­dis­coun­tern zu beob­ach­ten. Wo vor­han­den, unter­bie­ten die Lade­säu­len der Filia­len in den Tari­fen Aldi E‑Auto laden“ und Lidl ad-hoc“ bei einem Kilo­watt­stun­den­preis von 24,37 Cent regel­mä­ßig die Wett­be­wer­ber. In ins­ge­samt 1.134 Postor­ten bie­ten sie den nied­rigs­ten Preis. Aber auch in wei­te­ren Gemein­den ist güns­ti­ges Laden mög­lich. Im baye­ri­schen Ergol­ding (Über­land­zen­tra­le Wörth/I.-Altheim Netz, mit gleich­na­mi­gem Tarif, 30,25 ct/​kWh) und ins­ge­samt 6 Postor­ten in Hei­del­berg (Baden-Würt­tem­berg, Stadt­wer­ke Hei­del­berg Ad-Hoc“-Tarif, 30,49 ct/​kWh) lässt sich das Auto bei lang­sa­mer Lade­leis­tung güns­tig auf­la­den. Gut für den End­kun­den, her­aus­for­dernd für den Wett­be­werb. Im Durch­schnitt fal­len für den güns­tigs­ten Ad-hoc-Tarif (AC) in einem Post­ort Kos­ten von 48,39 ct/​kWh an und damit tat­säch­lich weni­ger als in vie­len Roaming-Tarifen.

Preis­un­ter­schie­de zwi­schen güns­tigs­tem und teu­ers­tem Ad-hoc-Lade­ta­rif (AC) je Post­ort in ct/​kWh (net­to)

Den­noch muss das AC-Laden nicht zwangs­läu­fig preis­güns­tig sein. In Gre­ven (NRW) belau­fen sich die Kos­ten auf 75,63 Cent je Kilo­watt­stun­de, wenn die Wahl auf einen Lade­punkt der dor­ti­gen Stadt­wer­ke und ihren Tarif SW Gre­ven Ad hoc“ fällt. In 197 Postor­ten bie­tet dage­gen die EWE Go in ihrem Tarif EWE Go Ad-hoc“ das Laden für einen Arbeits­preis in Höhe von 70,59 ct/​kWh an. Hier lohnt sich für Kun­den der Ver­gleich und für Wett­be­wer­ber bie­ten sich Markt­chan­cen. Wer in einem Post­ort an der teu­ers­ten Lade­säu­le tankt“, zahlt im Schnitt 54,89 ct/​kWh und damit rund 6 ct/​kWh mehr im jeweils güns­tigs­ten Ad-Hoc-Tarif vor Ort.

In 2.933 Postor­ten gibt es bei den AC-Tari­fen kei­nen Preis­un­ter­schied zwi­schen dem güns­tigs­ten und dem teu­ers­ten Anbie­ter. Dies kann dar­an lie­gen, dass dort nur eine Lade­säu­le vor­han­den ist oder auch meh­re­re Lade­säu­len des glei­chen Anbie­ters. Im baye­ri­schen Wie­sen­bronn ist der Unter­schied so gering (0,3 ct/​kWh), dass er kaum ins Gewicht fällt. Bei 63 wei­te­ren Postor­ten ist die Dif­fe­renz zwi­schen dem teu­ers­ten und dem güns­tigs­ten Lade­ta­rif inner­halb des Postor­tes immer­hin noch klei­ner als 1 Cent. In einer Post­leit­zahl von Ingol­stadt, eben­falls in Bay­ern, beträgt die Dif­fe­renz zwi­schen den Tari­fen 1,42 ct/​kWh. Im säch­si­schen Meera­ne emp­fiehlt es sich dage­gen beson­ders, die Ad-hoc-Tari­fe vor Ort zu ver­glei­chen. Dort beträgt die Span­ne 46,22 ct/​kWh. Das Glei­che gilt für das nie­der­säch­si­sche Buch­holz und Hem­moor sowie 34 wei­te­re Postor­te im sel­ben Bundesland.

Tari­fe für das schnel­le Laden mit Gleich­strom sind in der Regel teu­rer, das gilt auch beim Ad-hoc-Laden. Der höchs­te DC-Tarif lässt sich wie auch schon bei der Wech­sel­strom­la­dung in Vil­lin­gen-Schwen­nin­gen (Baden-Würt­tem­berg) fin­den. Hier berech­nen die Stadt­wer­ke 78,99 ct/​kWh für ihren haus­ei­ge­nen Ad-hoc-Tarif. Ähn­lich teu­er ist es, in Bor­ken (NRW) auf­zu­la­den. Die ansäs­si­gen Stadt­wer­ke stel­len ihren Kun­den für den Bor­ken Ad-hoc“-Tarif 74,79 ct/​kWh in Rech­nung. Auch in 30 Postor­ten in Bay­ern müs­sen E‑Au­to-Fah­rer etwas tie­fer in die Tasche grei­fen und zah­len für den Tarif Lech­wer­ke Ad-hoc“ 73,95 ct/​kWh. Durch­schnitt­lich wer­den beim teu­ers­ten Anbie­ter in einer Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­ti­on 76,01 ct/​kWh für den Lade­vor­gang fällig.

Preis­un­ter­schie­de zwi­schen güns­tigs­tem und teu­ers­tem Ad-hoc-Lade­ta­rif (DC) je Post­ort in ct/​kWh (net­to)

Wie­viel güns­ti­ger ad hoc auch an DC-Säu­len gela­den wer­den kann, ist in Hei­del­berg zu sehen: Bei den ört­li­chen Stadt­wer­ken kos­tet die Kilo­watt­stun­de im Tarif Stadt­wer­ke Hei­del­berg Ad-hoc“ pro Kilo­watt­stun­de 30,49 ct/​kWh, dicht gefolgt vom Tarif des Anbie­ters Wire­la­ne, der im baye­ri­schen Unter­föh­ring 31,93 ct/​kWh berech­net. Knapp 5 Cent teu­rer ist es, das E‑Auto an den Lade­punk­ten der Lidl Dienst­leis­tung zu laden. Die­ses Ange­bot gilt in ins­ge­samt 429 Postor­ten in unter­schied­li­chen Bun­des­län­dern („Lidl Ad-hoc“: 36,97 ct/​kWh). Im Schnitt kos­tet die güns­tigs­te Kilo­watt­stun­de je Post­ort 66,01 ct/​kWh und somit rund 10 Cent weni­ger als das teu­ers­te Angebot. 

Im direk­ten Ver­gleich kön­nen sich die güns­tigs­ten Tari­fe durch­aus gegen­über popu­lä­ren Roa­ming-Tari­fen behaup­ten. So wird im EnBW mobi­li­ty+ Lade­ta­rif L“ ein Kilo­watt­stun­den­preis von min­des­tens 32,77 ct/​kWh berech­net. Dazu kommt zusätz­lich noch eine monat­li­che Grund­ge­bühr in Höhe von 15,12 Euro, wäh­rend für punk­tu­el­les Laden man­gels Ver­trags­bin­dung grund­sätz­lich kei­ne Grund­ge­bühr erho­ben wer­den kann. Im EnBW Lade­ta­rif S“ ohne Grund­ge­bühr steigt der Arbeits­preis sogar auf 49,58 ct/​kWh – ein Wert, der in 970 Postor­ten vom loka­len Anbie­ter unter­bo­ten wird.

Inner­halb eines Postor­tes herr­schen teil­wei­se gro­ße Unter­schie­de zwi­schen den Schnell­la­de­ta­ri­fen. In 64 von 3.061 Postor­ten gibt es preis­li­che Unter­schie­de in Höhe von weni­ger als 1 Cent an den Lade­säu­len, in 1.708 Postor­ten sogar gar kei­nen Unter­schied, davon befin­den sich allein 549 Lade­punk­te in Nord­rhein-West­fa­len und wei­te­re 529 in Bay­ern. Doch die Dif­fe­renz zwi­schen teu­ers­tem und güns­tigs­tem Tarif inner­halb eines Postor­tes kann auch deut­li­cher ausfallen.

Dies ist bei­spiels­wei­se in Vil­lin­gen-Schwen­nin­gen der Fall; die Span­ne zwi­schen teu­ers­tem (78,99 ct/​kWh) und güns­tigs­tem Tarif beträgt dort 42,02 ct/​kWh. In Unter­föh­ring ist nicht nur wie bereits erwähnt einer der güns­tigs­ten Tari­fe deutsch­land­weit zu fin­den, son­dern mit 73,11 ct/​kWh auch einer der teu­ers­ten (Dif­fe­renz in Höhe von 41,18 ct). Auch im baye­ri­schen Türk­heim ist es rat­sam, genau hin­zu­schau­en, an wel­cher Säu­le am bes­ten ad hoc gela­den wird; hier beträgt die Preis­span­ne 36,97 ct/​kWh.

Wo sich spa­ren lässt: Preis­ni­veau der güns­tigs­ten Ad-Hoc-Lade­ta­ri­fe je Post­ort in ct/​kWh (net­to)
DC-Tari­fe, sofern vor­han­den; ersatz­wei­se AC

Inter­es­sant ist zudem der Blick auf die Bevöl­ke­rungs­dich­te, denn es zeigt sich, dass Tari­fe in groß­städ­ti­schen Gebie­ten im Schnitt deut­lich güns­ti­ger sind als in länd­li­chen. So wer­den in urba­nen Gebie­ten mit 500.000 Ein­woh­nern oder mehr durch­schnitt­lich 61,29 ct/​kWh für den güns­tigs­ten und 71,08 ct/​kWh für den teu­ers­ten DC-Tarif fäl­lig. In Gemein­den mit weni­ger als 10.000 Ein­woh­nern dage­gen wer­den 71,22 ct/​kWh (güns­tigs­ter) bzw. 75,99 ct/​kWh (teu­ers­ter) berech­net. Ein ähn­li­ches Bild zeigt sich bei den Wech­sel­strom­ta­ri­fen. Beson­ders deut­lich ist der Unter­schied bei den güns­tigs­ten Durch­schnitts­prei­sen (43,73 ct/​kWh urban gegen­über 53,44 ct/​kWh rural), aber auch bei den teu­ers­ten Tari­fen (53,02 zu 55,52 ct/​kWh). Ein Grund dafür dürf­te eine aus­ge­präg­te­re Wett­be­werbs­si­tua­ti­on in urba­nen Gebie­ten sein.

Was folgt aus die­ser Betrach­tung? Ganz ein­deu­tig ist das Markt­po­ten­zi­al von Ad-hoc-Tari­fen noch lan­ge nicht aus­ge­schöpft. Zudem zeigt sich, dass Betrei­ber gute Chan­cen haben, sich mit einem loka­len Ange­bot ohne Ver­trags­bin­dung selbst gegen popu­lä­re Roa­ming-Ver­trie­be durch­zu­set­zen, die ihren Tarif euro­pa­weit in Hun­dert­tau­sen­den von Lade­punk­ten anbie­ten. Dazu benö­tigt es aller­dings zwei Stell­schrau­ben: Zum einen wird eine trans­pa­ren­te Daten­grund­la­ge benö­tigt, um eige­ne Prei­se sowohl wirt­schaft­lich als auch attrak­tiv im Wett­be­werbs­um­feld plat­zie­ren zu kön­nen. Auf den ande­ren Aspekt haben loka­le Anbie­ter lei­der nur bedingt Ein­fluss: Kun­den müs­sen die Prei­se ken­nen, um Ange­bo­te ver­glei­chen zu kön­nen – ins­be­son­de­re, wenn sie orts­un­kun­dig sind. Idea­ler­wei­se wür­den unab­hän­gi­ge Kar­ten­an­bie­ter oder Navi­ga­ti­ons­dienst­leis­ter Lade­punk­te und Ad-hoc-Prei­se in ihre Pro­duk­te inte­grie­ren, da Lade­strom­an­bie­ter oft genug nur auf ihre eige­nen Ange­bo­te hinweisen.

Metho­dik: Alle Preis­an­ga­ben ver­ste­hen sich net­to. Unter­sucht wur­den die Ad-hoc-Prei­se für punk­tu­el­les Laden ohne Ver­trags­bin­dung aller öffent­lich zugäng­li­chen Lade­punk­te, die im Lade­säu­len­re­gis­ter der Bun­des­netz­agen­tur gelis­tet sind. Wer­te für den jeweils güns­tigs­ten oder teu­ers­ten Tarif bezie­hen sich auf die Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­ti­on (syn­onym Postor­te“). Den Kar­ten wur­den die Umris­se der Grund­ver­sor­gungs­ge­bie­te Strom vorgelagert.

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