Aktuelles | 10. Oktober 2025

Bundeszuschuss entfaltet deutliche Wirkung auf Stromnetzentgelte

Zusammenfassung

  • Strom-Preisblätter für 60,6 % der deutschen Postorte liegen vor
  • Stromnetzentgelte für Musterhaushalt sinken um -17,8 %
  • Durchschnittliches Preisniveau bei 361,52 Euro/Jahr bzw. 9,04 ct/kWh
  • Östliche Bundesländer mit niedrigerem Preisniveau

Die Netznutzungsentgelte 2025 sanken gegenüber dem Vorjahr bereits eher unerwartet und deutlich, nachdem Belastungen aus Netzgebieten mit hohem Anteil von EE-Anlagen umverteilt wurden (vgl. Newsletter NNS Nr. 121). Für das Jahr 2026 werden nun erneut deutliche Senkungen erwartet, nachdem die Bundesregierung einen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt in Höhe von 6,5 Milliarden Euro zu den Übertragungsnetzentgelten angekündigt hatte (vgl. Newsletter NNS Nr. 122). Da sich die Höchstspannungsnetzentgelte nicht in voller Höhe auf die nachgelagerten Netzebenen übertragen lassen, gab es unterschiedliche Prognosen zur Auswirkung auf die einzelnen Kundengruppen. Für Privathaushalte wurde beispielweise eine Spanne von 1,2-2 ct/kWh erwartet.

Aktu­ell lie­gen die ers­ten Preis­blät­ter 2026 für die Ver­teil­net­ze vor. Zwar haben erst weni­ge Unter­neh­men vor­läu­fi­ge Ent­gel­te ver­öf­fent­licht, dar­un­ter sind aber eini­ge Betrei­ber mit den größ­ten Netz­flä­chen. Die neu­en Prei­se betref­fen daher 8.851 Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­ti­on bzw. 60,6 Pro­zent der strom­ver­sorg­ten Gebie­te und sind damit ver­gleichs­wei­se repräsentativ.

Nach Aus­wer­tung der neu­en Preis­stel­lun­gen zeich­nen sich tat­säch­lich mas­si­ve Ent­gelt­sen­kun­gen an. Gewer­be­be­trie­be wer­den dem­nach je nach Abnah­me­fall um zwi­schen ‑16,3 und ‑28,7 Pro­zent weni­ger Durch­lei­tungs­ge­büh­ren ent­rich­ten müs­sen. Bestä­tigt sich die­ser Trend, könn­te die Bun­des­re­gie­rung ihr Ver­spre­chen einer Ent­las­tung von Strom­kun­den nicht nur für die Indus­trie erfüllen.

Abnah­me­fall
[kWh, kW]

Kun­den­grup­pe

Span­nungs­ebe­ne

Netz­kos­ten 2026
[€]

Netz­kos­ten 2025
[€]

Ver­än­de­rung
[%]

1.500 kWh

Haus­halt

NSPLM

195,03

225,55

-13,53

40.000 kWh

Gewer­be

NSPLM

2.762,39

3.524,76

-21,63

100.000 kWh
35 kW

Gewer­be

NSPLM über 2500 h Benutzungsstunden

7.305,29

8.722,99

-16,25

100.000 kWh
50 kW

Gewer­be

NSPLM unter 2500 h Benutzungsstunden

8.200,35

9.811,16

-16,42

400.000 kWh
150 kW

Gewer­be

MSPLM über 2500 h Benutzungsstunden

20.483,79

28.722,17

-28,68

400.000 kWh
200 kW

Gewer­be

MSPLM unter 2500 h Benutzungsstunden

22.345,74

31.358,99

-28,74

Aber auch Haus­halts­kun­den kön­nen sich Hoff­nun­gen auf sin­ken­de Rech­nun­gen machen. Ein Mus­ter­haus­halt (SLP) mit einem jähr­li­chen Strom­ver­brauch von 4.000 kWh bezahlt im Jahr 2026 im nach Netz­grö­ße gewich­te­ten Durch­schnitt 361,52 Euro an den Ver­teil­netz­be­trei­ber (9,04 ct/​kWh). Das sind rund 17,8 Pro­zent weni­ger als im Vor­jahr, der Kilo­watt­stun­den­preis sinkt damit um ‑1,95 Cent.

Bis­her fin­det sich noch kein Preis­blatt mit stei­gen­den oder unver­än­der­ten Ent­gel­ten. Die deut­lichs­te Redu­zie­rung dage­gen nimmt die E.DIS Netz in ihren Net­zen in Bran­den­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern vor. Hier sin­ken die Prei­se um ‑29,3 Pro­zent von 433,69 auf 306,49 Euro, was ins­ge­samt 994 Postor­te betrifft. Auch bei der Ava­con Netz wer­den Strom­kun­den im kom­men­den Jahr deut­lich ent­las­tet, hier um ‑26,8 Pro­zent von 452,63 auf 331,43 Euro pro Jahr. Im Netz­ge­biet lie­gen 551 Postor­te in Sach­sen-Anhalt und Niedersachsen.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te Strom 2026 gegen­über 2025
Abnah­me­fall: Fami­­­li­en-Haus­halt, 4.000 kWh/​Jahr, SLP, Niederspannung

Die gerings­te Sen­kung nimmt nach aktu­el­lem Stand die West­netz vor (-3,7 % von 492,54 auf 474,55 EUR). Das Netz­ge­biet mit Schwer­punkt in Nord­rhein-West­fa­len erstreckt sich über 1.587 Postor­te in fünf Bun­des­län­dern und ist nach vor­läu­fi­gem Stand das teu­ers­te. Die ver­gleichs­wei­se klei­nen Stadt­wer­ke Elb­tal in Sach­sen redu­zie­ren die Ent­gel­te etwas deut­li­cher um ‑7,7 Pro­zent von 333,22 auf 307,62 Euro. Davon pro­fi­tie­ren aller­dings nur Netz­kun­den in zwei Postorten.

Die nied­rigs­ten bis­her ver­öf­fent­lich­ten Netz­ent­gel­te fin­den sich bei der Nord­Netz in Schles­wig-Hol­stein. In sie­ben Postor­ten zah­len Fami­li­en­haus­hal­te sehr nied­ri­ge 238,33 Euro im Jahr (-22,3 %). Ähn­lich güns­tig zeigt sich die Preis­struk­tur der LEW Ver­teil­netz in Bay­ern mit 247,96 Euro (-22,3 %, 271 Postor­te). Fast dop­pelt so viel zahlt ein Fami­li­en­haus­halt trotz Sen­kung um ‑10,5 Pro­zent im Ver­teil­ge­biet der Syna mit Sitz in Hes­sen. Für den betrach­te­ten Abnah­me­fall wer­den 449 Euro fäl­lig, was für 392 Postor­te in vier Bun­des­län­dern gilt. Grund­sätz­lich auf­fäl­lig ist, dass vor­nehm­lich Bun­des­län­der im Osten im kom­men­den Jahr von nied­ri­gen Netz­ent­gel­ten pro­fi­tie­ren werden.

Preis­ni­veau der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te Strom 2026
Abnah­me­fall: Fami­­­li­en-Haus­halt, 4.000 kWh/​Jahr, SLP, Niederspannung

Da alle Preis­blät­ter als vor­läu­fig ver­öf­fent­licht wur­den, kön­nen sich zum Jah­res­wech­sel noch Ände­run­gen erge­ben. Die hier errech­ne­ten Durch­schnitts­wer­te kön­nen sich nach Ver­öf­fent­li­chung wei­te­rer Netz­ent­gel­te eben­falls noch ver­schie­ben. Zudem steht die Kos­ten­sen­kung auf brei­ter Flä­che noch unter dem Vor­be­halt sin­ken­der Über­tra­gungs­netz­ent­gel­te und somit einer Zustim­mung des Bun­des­tags zu einem Zuschuss aus dem Haus­halt. Am heu­ti­gen Tag beriet das Par­la­ment in ers­ter Lesung über die Regie­rungs­in­itia­ti­ve. Nach der Debat­te wur­de die Vor­la­ge zur wei­te­ren Bera­tung an die Aus­schüs­se über­wie­sen, ins­be­son­de­re an den Aus­schuss für Wirt­schaft und Energie.

Allem Vor­be­halt zum Trotz ste­hen die Zei­chen auf Wett­be­werbs­be­le­bung. Im Lau­fe des Okto­bers wer­den wei­te­re Preis­blät­ter sowie die Höhe der gesetz­li­chen Umla­gen bekannt gege­ben und ermög­li­chen wett­be­werbs­fä­hi­ge Kal­ku­la­tio­nen. Strom­ver­trie­be, deren Tari­fe die sin­ken­den Fremd­kos­ten ein­prei­sen, haben gute Chan­cen auf Kun­den­ge­win­nung und die Aus­wei­tung ihrer Vertriebsgebiete.

Metho­dik: Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Der durch­schnitt­li­che spe­zi­fi­sche Arbeits­preis der Netz­ent­gel­te wur­de nach Netz­grö­ße (Anzahl der ange­schlos­se­nen Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen) gewich­tet, sofern nicht als Netz­be­trei­ber-Durch­schnitt ange­ge­ben. In den Berech­nun­gen wur­den nur Netz­be­trei­ber berück­sich­tigt, die bereits ein vor­läu­fi­ges Ent­gelt für 2026 bekannt­ge­ge­ben haben. Der spe­zi­fi­sche Kilo­watt­stun­den­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten (Arbeits­preis + auf die Jah­res­ar­beit umge­leg­ter Grund­preis) und den Kos­ten für das Mess­sys­tem (Stan­dard­mess­kon­fi­gu­ra­ti­on). Graue Flä­chen kenn­zeich­nen Gebie­te ohne ver­öf­fent­lich­te vor­läu­fi­ge Entgelte.

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