Aktuelles | 13. November 2015

Entgelte der Fernleitungsnetzbetreiber entwickeln sich uneinheitlich

Kurz bevor die nachgelagerten Verteilnetzbetreiber ihre vorläufigen Entgelte für das Jahr 2016 bekannt gaben, wurden Anfang Oktober bereits die Entgelte der Fernleitungsnetzbetreiber für das kommende Jahr veröffentlicht. Die Entry- und Exit-Entgelte für unterschiedliche Anbindungen ergeben demnach ein uneinheitliches Bild, insbesondere bei der Betrachtung von Speichern und sonstigen Kopplungspunkten.

So lässt sich bei der GAS­CA­DE Gas­trans­port GmbH im Gas­pool-Markt­ge­biet rech­ne­risch eine star­ke rela­ti­ve Redu­zie­rung der Ent­ry- (-59,3 % auf 0,00366 EUR/​kWh/​d) und Exit-Prei­se (-61,6 % auf 0,00322 EUR/​kWh/​d) beob­ach­ten, fak­tisch wur­den hier jedoch nur die Vor­ga­ben nach BK 914÷608 BEA­TE umge­setzt. Nach BEA­TE müs­sen bei Ein- und Aus­spei­sun­gen in und aus Gas­spei­chern min­des­tens 50 Pro­zent Rabatt auf ein nach den Regeln der Gas­NEV ermit­tel­te Ent­gelt für ein fes­tes oder unter­brech­ba­res Kapa­zi­täts­recht“ gewährt wer­den. Doch auch bei der regu­lä­ren Kopp­lung sin­ken die Prei­se, Ent­ry um ‑18,5 % auf 0,00732 EUR/​kWh/​d und Exit um ‑22,8 % auf 0,00648 EUR/​kWh/​d. Ähn­lich sin­ken die Prei­se für die Spei­cher­an­bin­dung bei der bay­er­nets GmbH im Markt­ge­biet der Net­Con­nect Ger­ma­ny (-47,6 % auf 0,00340 EUR/​kWh/​d). Auch die auf­fäl­lig gro­ße Preis­an­he­bung der ter­ra­nets bw GmbH (Ent­ry +107,6 % auf 0,00279 EUR/​kWh/​d; Exit +321,3 % auf 0,00566 EUR/​kWh/​d) bezieht sich auf den Speicherzugang.

Die Ent­gel­te für Aus­spei­se­zo­nen bzw. nach­ge­la­ger­te Netz­be­trei­ber, Gemein­den und Letzt­ver­brau­cher im Netz der bay­er­nets GmbH stei­gen kon­trär zu den Spei­cher­ent­gel­ten um Wer­te zwi­schen 4 und rund 7 Pro­zent. Im Netz der Gasunie Deutsch­land GmbH (Gas­pool) sin­ken die Ein­spei­se­ent­gel­te größ­ten­teils um ‑11,9 %, die Aus­spei­sungs­prei­se um ‑15,8 %. Unver­än­dert blei­ben die Ent­gel­te der OPAL Gas­trans­port GmbH sowie der Ein­spei­sung ins Netz der ONTRAS Gas­trans­port GmbH (bei­de Gas­pool). Die Aus­spei­sung aus dem Netz der ONTRAS ver­teu­ert sich dage­gen um 6,47,4 Pro­zent je nach Zone.

Die Open Grid Regio­nal GmbH erhöht die Prei­se für Ent­ry und Exit ein­heit­lich um +1,2 % auf 0,00429 EUR/​kWh/​d, im Netz der Open Grid Euro­pe GmbH wer­den Ein­spei­sun­gen güns­ti­ger (-1,6 % auf 0,00863 EUR/​kWh/​d), Aus­spei­sun­gen dage­gen teu­rer (+11,8 % auf 0,00865 EUR/​kWh/​d). Bei der Thys­sen­gas GmbH stei­gen die Ent­ry-Prei­se um +11,8 % auf 0,00710 EUR/​kWh/​d, die Exit-Prei­se um +1,5 % auf ver­gleichs­wei­se teu­re 0,01863 EUR/​kWh/​d.

Alle ver­öf­fent­lich­ten Ent­gel­te sind voll­stän­dig in der Daten­bank Netz­nut­zung Gas abgebildet.

Ver­teil­netz­ent­gel­te Gas 2016: Groß­flä­chi­ge Stei­ge­run­gen und extre­me Spreizung

Seit Ende Okto­ber lie­gen die vor­läu­fi­gen Ver­teil­netz­ent­gel­te der bun­des­deut­schen Gas­netz­be­trei­ber für 2016 nahe­zu flä­chen­de­ckend vor. In der ene't Daten­bank Netz­nut­zung Gas sind je nach Druck­stu­fe die Ent­gel­te von bis zu 690 Ver­teil­netz­be­trei­bern erfasst. In der Flä­che ent­spricht dies einer Gebiets­ab­de­ckung von 99,9 Pro­zent der Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen, in denen eine Gas­ver­sor­gung ver­füg­bar ist.

Eine Ana­ly­se unter­schied­li­cher Abnah­me­fäl­le zeigt, dass Ver­trie­be im kom­men­den Jahr mit stei­gen­den Ent­gel­ten kal­ku­lie­ren müs­sen. Zudem muss im Markt­ge­biet der GAS­POOL Balan­cing Ser­vices GmbH noch die neue Bilan­zie­rungs­um­la­ge in Höhe von 0,15 ct/​kWh berück­sich­tigt wer­den. Die­se wird gemäß Gabi­Gas 2.0“ ab dem 1. Okto­ber für SLP-Kun­den berech­net, wäh­rend RLM-Kun­den auf­grund aus­ge­gli­che­ner Kon­ten der­zeit noch nicht bepreist wer­den. Die Net­Con­nect Ger­ma­ny GmbH setzt auch die Umla­ge im SLP-Bereich in ihrem Markt­ge­biet aktu­ell noch mit 0 an. Zum 1. April 2016 wer­den neue Wer­te für die Umla­gen fest­ge­legt, die dann für 12 Mona­te Bestand haben werden.

Ande­res als bei den Strom­netz­ent­gel­ten wei­chen die Netz­nut­zungs­ent­gel­te für die unter­schied­li­chen Kom­bi­na­tio­nen von Jah­res­ar­beit und instal­lier­ter Leis­tung im Schnitt nicht so stark von­ein­an­der ab. Ein deut­li­cher Unter­schied zeigt sich in den Durch­schnitts­wer­ten jedoch abhän­gig von der Mit­tel­wert­be­rech­nung, wobei ein gewich­te­ter Wert eine zuver­läs­si­ge­re Pro­gno­se der bun­des­wei­ten Ent­wick­lung ermög­licht. Im Gegen­satz zu einem rein rech­ne­risch ermit­tel­ten Durch­schnitts­wert, in dem alle Netz­be­trei­ber unab­hän­gig der Grö­ße gleich­wer­tig betrach­tet wer­den, haben bei einem gewich­te­ten Schnitt die­je­ni­gen Unter­neh­men ein grö­ße­res Gewicht auf den Mit­tel­wert, die mehr Postor­te in ihrem Netz­ge­biet erschlos­sen haben.



Durch­schnitt­li­che Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Gas­netz­ent­gel­te 2016

Durch­schnittVer­än­de­rung arithmetischVer­än­de­rung gewichtet
Abnah­me­fallVer­brauch
in kWh
Leis­tung
in kW
%ct/​kWhEnt­gelt 2016
in ct/​kWh
%ct/​kWhEnt­gelt 2016
in ct/​kWh
Haus­halt7.00064,30,092,251,80,042,32
Haus­halt20.000115,00,081,662,20,041,69
Gewer­be200.0001255,20,061,261,80,021,27
Gewerbe/​Industrie5.000.0001.4505,20,040,802,90,020,87

Ein genaue­rer Blick soll im Fol­gen­den auf den Abnah­me­fall eines Gewer­be­kun­den mit 200.000 kWh Jah­res­ar­beit bei einer instal­lier­ten Leis­tung von 125 kW gewor­fen wer­den. Auch wenn die Ent­gel­te bei die­sem Mus­ter­kun­den im gewich­te­ten Mit­tel mit 1,8 Pro­zent nur mode­rat stei­gen, sind doch gro­ße Gebie­te von star­ken Erhö­hun­gen betrof­fen. So müs­sen Trans­port­kun­den in Nie­der­sach­sen, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und im Saar­land nahe­zu flä­chen­de­ckend mit Mehr­kos­ten über 5 Pro­zent kal­ku­lie­ren. Glei­ches gilt für den Osten Bran­den­burgs, gro­ße Tei­le von Nord­rhein-West­fa­len, Hes­sen und Rhein­land-Pfalz sowie den Süd­wes­ten Baden-Würt­tem­bergs und den Nord­os­ten Bay­erns. Zusam­men­hän­gen­de Flä­chen mit Ent­gelt­sen­kun­gen um mehr als 5 Pro­zent fin­den sich dage­gen außer in Schles­wig-Hol­stein sel­ten, grö­ße­re Area­le las­sen sich allei­ne im süd­west­li­chen NRW, süd­lich von Mainz, nahe Bre­men und Ulm sowie im Mün­che­ner Umland beob­ach­ten. Mode­ra­te Sen­kun­gen fin­den Trans­port­kun­den außer­dem in grö­ße­ren Tei­len Sach­sens und Sach­sen-Anhalts vor.

Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Ent­gel­te gegen­über 2015 in Prozent

Abnah­me­fall: Gewer­be, 200.000 kWh/​a, 125 kW Leis­tung
Wei­ße Flä­chen kenn­zeich­nen Gebie­te ohne Gasversorgung

Die stärks­te Sen­kung der vor­läu­fi­gen Netz­ent­gel­te fin­det sich 2016 in Heins­berg und Wald­feucht (Nord­rhein-West­fa­len) im Netz der Alli­an­der Netz Heins­berg GmbH. Die Trans­port­ge­büh­ren sin­ken hier um ‑36,1 % bzw. ‑0,46 ct/​kWh auf 0,81 ct/​kWh und damit auf ein deut­lich unter­durch­schnitt­li­ches Preis­ni­veau. Auch im Netz­ge­biet der säch­si­schen Ver­sor­gungs­be­trie­be Hoyers­wer­da GmbH spa­ren Trans­port­kun­den im nächs­ten Jahr, die Gebüh­ren sin­ken um ‑22,6 % (-0,2 ct/​kWh) auf dann sehr güns­ti­ge 0,69 ct/​kWh. Ins­ge­samt las­sen sich in 2.770 Postor­ten Ent­geltre­du­zie­run­gen beob­ach­ten, davon in 81 um mehr als ‑10 Pro­zent. In 540 Postor­ten blei­ben die Trans­port­ge­büh­ren vor­läu­fig unver­än­dert. Die güns­tigs­ten Ent­gel­te fin­den Trans­port­kun­den 2016 in Nord­rhein-West­fa­len vor, in Vers­mold wer­den 0,44 ct/​kWh (-14,8 % bzw. ‑0,08 ct/​kWh) fäl­lig, in Gref­rath 0,50 ct/​kWh (-0,2 %). Ins­ge­samt zah­len Gewer­be­kun­den in 6.738 Postor­ten Ent­gel­te unter­halb des gewich­te­ten Durchschnitts.

Rela­tiv bemes­sen deut­lich teu­rer wird die Gas­ver­tei­lung dage­gen im Netz­ge­biet der schles­wig-hol­stei­ni­schen Stadt­wer­ke Schwen­ti­nen­tal GmbH (Schles­wig-Hol­stein, +67 % auf 1,02 ct/​kWh). Ähn­lich stark erhö­hen die Ener­gie­wer­ke Zeu­len­ro­da GmbH im thü­rin­gi­schen Trie­bes (+66,5 % auf 0,99 ct/​kWh). Die größ­te abso­lu­te Stei­ge­rung lässt sich mit +0,43 ct/​kWh dage­gen im Netz­ge­biet der Ener­gie Calw GmbH (+32,7 % auf 1,94 ct/​kWh) in Baden-Würt­tem­berg beob­ach­ten. Auch wenn die Netz­ent­gel­te in Calw bereits deut­lich über dem Durch­schnitt lie­gen, ist das Ende der Ska­la erst bei 2,39 Cent je durch­ge­lei­te­ter Kilo­watt­stun­de Gas erreicht. Davon betrof­fen sind 351 Postor­te im Ver­teil­netz­ge­biet des E.ON Han­se-Nach­fol­gers Han­se­Werk AG in der Regi­on Meck­len­burg Vor­pom­mern und Bran­den­burg (+13,1 % bzw. +0,28 ct/​kWh). Die Ent­gel­te des güns­tigs­ten und teu­ers­ten Ver­teil­netz­be­trei­bers errei­chen somit eine Sprei­zung von 443,2 Prozent.

Da sämt­li­che in die Berech­nung ein­ge­flos­se­ne Netz­ent­gel­te den Sta­tus vor­läu­fig“ tra­gen, kön­nen die Ver­teil­netz­be­trei­ber zum Jah­res­wech­sel noch Ände­run­gen vor­neh­men. Nach den Erfah­run­gen der ver­gan­ge­nen Jah­re ist eine deut­li­che Ände­rung des Trends dabei aller­dings nicht zu erwarten.

Metho­dik: Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to. Die Durch­schnitts­wer­te der Netz­ent­gel­te wur­den nach Netz­grö­ße (Zahl der belie­fer­ten Postor­te) gewich­tet. Postor­te (Post­leit­zahl-Ort-Kom­bi­na­tio­nen) kön­nen mehr­fach gezählt wer­den, wenn es dort meh­re­re akti­ve Netz­be­trei­ber gibt. In der Berech­nung wur­den nur Netz­be­trei­ber berück­sich­tigt, die ein vor­läu­fi­ges Ent­gelt für 2016 bekannt gege­ben haben. Der spe­zi­fi­sche Kilo­watt­stun­den­preis setzt sich zusam­men aus den Netz­kos­ten (Arbeits­preis + auf die Jah­res­ar­beit umge­leg­ter Grund­preis) und den Kos­ten für Mes­sung und Abrech­nung (eben­falls auf die Jah­res­ar­beit umgelegt).

Hät­ten Sie’s gewusst?

Der Ener­gie­ver­brauch einer Raum­hei­zung ist ent­schei­dend von der vor­herr­schen­den Außen­tem­pe­ra­tur und somit in ers­ter Linie vom Wet­ter abhän­gig. Für eine zuver­läs­si­ge Ver­brauchs­pro­gno­se sind Trans­port­kun­den daher auf zuver­läs­si­ge Wet­ter­da­ten ange­wie­sen. Bei der Kal­ku­la­ti­on der kurz­fris­tig benö­tig­ten Gas­men­gen grei­fen sie des­halb zur Bestim­mung der Allo­ka­ti­ons­tem­pe­ra­tu­ren auf Daten der vom Ver­teil­netz­be­trei­ber fest­ge­leg­ten Wet­ter­sta­tio­nen zurück.

Sofern es sich nicht um groß­räu­mi­ge Gebie­te han­delt, soll­te zur Ermitt­lung mög­lichst nur eine dedi­zier­te Wet­ter­sta­ti­on her­an­ge­zo­gen wer­den. Ist dies auf­grund regio­na­ler Beson­der­hei­ten nicht mög­lich, wird eine Misch­tem­pe­ra­tur aus den gewich­te­ten Wer­ten meh­re­rer Wet­ter­sta­tio­nen errechnet.

Die Tem­pe­ra­tur­wer­te wer­den nicht nur zur Berech­nung der Allo­ka­ti­ons­wer­te benö­tigt. Trans­port­kun­den ver­wen­den die­se auch zur Rech­nungs­prü­fung der Mehr- und Min­der­men­gen­ab­rech­nung, indem mit ihrer Hil­fe Ver­brauchs­wer­te plau­si­bi­li­siert werden.

Neben die­sen pos­ta­lisch zuge­ord­ne­ten Wet­ter­sta­tio­nen sind auch die Grad­tags­zah­len von 42 frei zugäng­li­chen Wet­ter­sta­tio­nen in der ene't Daten­bank Netz­nut­zung Gas ent­hal­ten. Anhand die­ser Wer­te kann ein Trans­port­kun­de für den Fall, dass der Abrech­nungs­zeit­raum z. B. bei einem Tarif­wech­sel unter­jäh­rig unter­teilt wer­den muss, ent­spre­chend dem DVGW-Arbeits­blatt G685 Punkt 8.3.3.2 zuver­läs­sig eine Auf­tei­lung nach Grad­tags­zah­len vornehmen.

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