Die ersten veröffentlichten Preisblätter zu den vorläufigen Gas-Netznutzungsentgelten 2026 deuten erneut Preissteigerungen auf breiter Fläche an. Bereits zum Jahreswechsel 2024/2025 erhöhten sich die Durchleitungsgebühren gravierend, als viele Betreiber unter anderem im Rahmen des Festlegungsverfahrens KANU 2.0 Abschreibungen kürzer ansetzen konnten.
Inzwischen haben 38 Verteilnetzbetreiber ihre vorläufigen Entgelte für das kommende Jahr veröffentlicht. Trotz der geringen Zahl decken ihre Netzgebiete rund 40,4 Prozent der gasversorgten Fläche ab, sodass sich bereits ein erster Trend ablesen lässt. Demnach steigen die Kosten für die Gasdurchleitung je nach Abnahmefall durchschnittlich um rund 10 – 12 Prozent.
Abnahmefall
[kWh, kW] | Kundengruppe | Druckstufe | Netzkosten 2026
[€] | Netzkosten 2025
[€] | Veränderung
[%] |
7.000 kWh 6 kW | Haushalt | ND SLP | 264,76 | 240,86 | 9,92 |
20.000 kWh 11 kW | Haushalt | ND SLP | 609,72 | 551,90 | 10,48 |
200.000 kWh 125 kW | Gewerbe | ND SLP | 4.831,19 | 4.358,22 | 10,85 |
5.000.000 kWh 1450 kW | Gewerbe | MD RLM | 72.489,82 | 64.782,04 | 11,90 |
Durchschnittliche Netznutzungsentgelte 2026 (vorläufig), nach Postorten gewichtet
Am konkreten Abnahmefall eines Musterhaushaltes mit 20.000 kWh Jahresverbrauch (11 kW Leistung) lässt sich der bislang deutlichste Preisanstieg bei den SWP Stadtwerken Pforzheim (Baden-Württemberg) feststellen. Die jährlichen Kosten für den Familienhaushalt steigen im dortigen Verteilnetz um +48,7 Prozent bzw. +239,72 auf 732,27 Euro. Dies ist insofern bemerkenswert, dass die Entgelte bereits zum vergangenen Jahreswechsel um +16,5 Prozent gestiegen waren. Auch im Netz der TraveNetz in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern müssen Gaskunden mit steigenden Kosten rechnen. Die Entgelte erhöhen sich dort um +38 Prozent bzw. +174,60 auf 634,60 Euro pro Jahr, betroffen sind 61 Postleitzahl-Ort-Kombinationen.
Prozentuale Veränderung der vorläufigen Netzentgelte Gas 2026 gegenüber 2025
Abnahmefall: Familien-Haushalt, 20.000 kWh/Jahr, 11 kW Leistung, SLP, Niederdruck
Auf der anderen Seite lassen sich aber auch sinkende Entgelte beobachten. Im relativ großen Verteilnetz der E.DIS Netz reduzieren sich die Jahreskosten um ‑7,4 Prozent (-76,80 EUR) auf immer noch vergleichsweise hohe 960,68 Euro. Dies betrifft 268 Postorte vornehmlich in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zum Jahr 2025 erst hatte der Betreiber die Entgelte um mehr als 50 Prozent angehoben. Auch im Verteilgebiet der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Gas werden Gaskunden voraussichtlich entlastet. Die jährlichen Kosten für die Gasdurchleitung sinken hier um ‑5,3 Prozent (-36,16 EUR) auf 654,21 Euro. Das Gebiet erstreckt sich über 189 Postorte in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.
Den allgemeinen Trend können diese Entgeltsenkungen nach derzeitigem Stand jedoch nicht umkehren. Mit welchen durchschnittlichen Mehrbelastungen Gaskunden rechnen und Vertriebe 2026 kalkulieren müssen, wird sich nach Bekanntgabe weiterer Preisblätter in den nächsten Tagen zeigen.
Methodik: Alle Preise verstehen sich netto. Die durchschnittlichen Jahreskosten der Netzentgelte wurden nach Netzgröße (Anzahl der angeschlossenen Postleitzahl-Ort-Kombinationen) gewichtet. In den Berechnungen wurden nur Netzbetreiber berücksichtigt, die bereits ein vorläufiges Entgelt für 2026 bekanntgegeben haben. Weiße Flächen in der Karte für Gas kennzeichnen Gebiete ohne Gasversorgung.